Dienstag, 21. April 2015

Wie alles Begann

Mitte Januar beginnt für mich ein neuer Lebensabschnitt. Der Master ist in der Tasche und es heißt Leipzig - meine Heimat der letzten 5 Jahre - den Rücken zu zu kehren. Vielen Dank an Elli, Manu und Johann, dass ihr mich am Bahnhof verabschiedet habt! Der Abschied fiel nicht leicht. So viel Ungewisses, das da auf mich wartete. Wird jemand bei der Wohnung sein, um mir den Schlüssel zu geben, wie vereinbart? Oder war die Anzeige nur ein Betrug, so dass ich die ersten Nächte statt dessen in der Jugendherberge übernachten muss? Wie werde ich wohl in der neuen Arbeitsgruppe aufgenommen werden? Was, wenn ich mein neues Forschungsthema nun doch gar nicht spannend finde? Hätte ich lieber doch einfach in Leipzig bleiben sollen?

Schon bald nach der Ankunft in Schweden haben sich die Ängste und Sorgen in Luft aufgelöst! Als ich, in Schweden angekommen, die Nummer anrufe meldet sich tatsächlich die Mutter unseres Vermieters (er ist für 3 Monate in Thailand und vermietet deswegen seine Wohnung - an Johann und mich) sogar in ziemlich gutem Englisch. Die erste Hürde, die ich bewältigen muss, ist der Weg vom Bahnhof Uppsala zur Wohnung. Einen nicht enden wollenden Kilometer lang wünschte ich, ich hätte nicht so viel Gepäck mitgenommen. Es ist dunkel, die Wege sind zugeschneit und glatt. Mit viel Schlittern und Rutschen schaffe ich es bis zur Haustür mit allen Gepäckstücken! Hinter der Adresse vebirgt sich ein zweistöckiges Holzreihenhaus mit Weihnachtsbeleuchtung am Eingang. Auch sonst finden sich in den meisten Fenstern große weiße Papiersterne und Pyramiden mit weißen Lichtern und jeder zweite Balkon hat eine Lichterkette am Geländer. Da kommt richtige Weihnachtsstimmung auf!
Im mittleren Haus unten rechts habe ich von Januar bis März gewohnt.
Die Wohnung ist sehr gemütlich. Ein wenig komm ich mir wie in einer IKEA-Ausstellungswohnung vor. Für die ersten Monate ist die Wohnung perfekt! Sie ist komplett ausgestattet, ich muss mich um nichts kümmern. Auch von der Lage liegt sie zwischen Innenstadt und Institut (welches etwas Außerhalb vom Stadtkern liegt), sodass ich die ersten Wochen auch ohne weite Wege die Anmeldung in Schweden und - ganz wichtig - ein Fahrrad organisieren kann. Zum Glück ist Uppsala ähnlich wie Leipzig eine Fahrradstadt. Die Innenstadt hat mehr Fahrradbügel als Parkplätze. Nach zwei Wochen in Uppsala gehe ich endlich nicht mehr zu Fuß auf Arbeit, stattdessen fahre ich mit einem hippen pinken Männerrad durch die Straßen - Natürlich mit richtigen Winterreifen!

Uppsala selber hat uns im Oktober zu unserem kurzen Besuch zum Bewerbungsgespräch ja schon sehr gefallen. Auch im Schnee ist es wunderschön! Ein Bild zeigt die Domtürme im Abendrot leuchten. Für Spaziergänge eignet sich die Uferpromenade duch die Stadt.
Das eingeschneite Uppsala mit den Domspitzen im Abendrot.
Die Kunst im Schneemannbauen wird hier in sämtlichen Vorgärten geübt, sobald frisches Baumaterial zur Verfügung steht.
Auch in der Uni finde ich mich schnell zurecht. Für meinen Betreuer, Jonathan, bin ich die erste PhD-Studentin. Er ist sehr nett und hat mir in der ersten Wochen geholfen die wichtigsten Dinge zu organisieren. Die Ausbildung zum Doktor ist hier mehr strukturiert als in Deutschland. Zum Einen muss ich eine bestimmte Anzahl an Kursen besuchen. Zum Anderen hat die Betreuung einen höheren Stellenwert und die Qualität der Doktorandenasubildung geht in die Evaluation der verschiedenen Departments ein. Die Arbeitsgruppen sind also sehr motiviert ihren Doktoranden eine gute Ausbildung zu ermöglichen.

Die ersten Wochen heißt es erst einmal viel Literatur zu lesen. Das Thema ist sehr neu für mich. Ich habe weder Erfahrung mit Solarzellen noch mit dem Material, an dem ich die nächsten 5 Jahre forschen werde. Da zu meiner Ankunft Mitte Januar gerade das Frühlingssemester beginnt, kann ich schon einige Kurse belegen. Es gibt zum Beispiel einen Einführungskurs für alle neue Doktoranden der Natur- und Ingenieurwissenschaften. Neben einigen Labervorlesungen ("Wann wird Wissenschaft zu Pseudowissenschaft?") wird auch die Struktur der Uni und was es heißt, Arbeitnehmer in Schweden zu sein, erklärt. Man glaubt gar nicht, wie kompliziert es ist, in einem neuen Land Fuß zu fassen, selbst wenn es nur ein Umzug von Deutschland nach Schweden ist. Plötzlich stiften die Vorstellungen zu Krankenversicherung und Steuererklärung nur Verwirrung. Auch ein Sprachkurs beginnt wenige Wochen nach meiner Ankunft. Allerdings habe ich außerhalb vom Sprachkurs nicht viel Möglichkeiten zum Üben. Die Schweden machen es einem wirklich schwer mit ihrem guten Englisch!
Das moderne Ångström Laboriet - Hinter dem zweite Fenster von links im ersten Stock ist mein Arbeitsplatz. Das gesamte Erdgeschoss rechts vom Eingang beherbergt einen von Skandinaviens größten Reinraumen. Dort produzieren wir auch unsere Solarzellen. 











Mitte Februar kommt mich Johann besuchen. Seine Masterarbeit ist fertig und bis zur Verteidigung hat er ein paar Tage frei. An den Wochenenden unternehmen wir gemeinsam ein paar Winterspaziergänge in Uppsala und Umgebung. Die Temperaturen sind nur kanpp unter null und Uppsala ist weiterhin ganz weiß.
Mit Johann am See im Süden von Uppsala. Leider ist es diesen Winter nicht kalt genug um auch über den See zu laufen.
Spaziergang im Stadsskogen ("Stadtwald").



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